Willensfreiheit und moralische Verantwortung

Habilitation: Sommersemester 2008
Publikation: Spielräume und Spuren des Willens, Paderborn 2010 (Mentis)

Das Projekt gliedert sich in zwei Hauptteile. Im ersten Teil wird der Begriff der praktischen Fähigkeit bzw. der Handlungs- und Willensfreiheit analysiert. Unter welchen Bedingungen kann ein Akteur etwas anderes als das tun, was er faktisch tut, bzw. unter welchen Bedingungen ist ein Akteur frei, anders zu handeln? In der philosophischen Diskussion dieser Frage ist traditionell ein zentraler Aspekt, ob zu diesen Bedingungen auch Indetermination zählt. Philosophen, die die Freiheit, anders zu handeln, für kompatibel mit dem Determinismus halten, haben oftmals eine konditionale Analyse von Freiheit/Können vertreten. Gegen diese Analyse sind jedoch zahlreiche Einwände erhoben worden, die von den meisten Philosophen, auch von Kompatibilisten, für triftig gehalten werden. Eine überzeugende alternative Freiheitsanalyse ist jedoch nicht in Sicht. Ich versuche im ersten Teil, die Konditionalanalyse gegen die erhobeben Einwände zu verteidigen. Im zweiten Teil des Projekts geht es um die Frage, unter welchen Bedingungen Akteure moralisch verantwortlich gemacht werden können. Diese Frage ist mit der Frage nach der Fähigkeit, anders zu handeln, dadurch verbunden, dass einer lange unbestrittenen Annahme zufolge jemand nur dann moralisch verantwortlich sein kann, wenn er anders hat handeln können. Diese Annahme ist in neuerer Zeit – im Gefolge Harry Frankfurts – angezweifelt worden. Ich versuche zu zeigen, dass die Annahme richtig ist. Damit ist jedoch noch nicht erwiesen, dass Freiheit im Sinne einer bestimmten Variante der Konditionalanalyse hinreichend für moralische Verantwortung ist. Ist jemand dann moralisch verantwortlich, wenn er etwas getan hat, das er nicht getan hätte, wenn er sich anders entschieden, etwas anderes gewollt hätte? Ich entwickle eine an Überlegungen Peter Strawsons angelehnte Analyse von moralischer Verantwortung, der zufolge ein Akteur moralisch verantwortlich für ein Ereignis ist, wenn er in einer kausalen Beziehung zu ihm steht, welche Rückschlüsse auf die moralische Qualität seines Willens ermöglicht. Durch eine Analyse der Adäquatheitsbedingungen moralischer Beurteilung von Akteuren versuche ich zu zeigen, dass die relevanten Kausalbeziehungen u.a. dann bestehen, wenn die genannte Konditionalanalyse die Fähigkeit zuschreibt, anders zu handeln.